So geht der typische TV-Beitrag über den Burgenblogger.

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Der Burgenblogger vor der Kamera.

Ein bisschen seltsam finde ich es schon, als Burgenblogger vor TV-Kameras zu stehen. Ich bin ja selbst als Journalist hier vor Ort und will berichten. Nicht selber Gegenstand von Berichterstattung sein. Andererseits ist es natürlich toll, dass das Burgenblogger-Projekt auch im zweiten Jahr noch so eine Aufmerksamkeit erfährt. Also habe ich in den letzten Wochen mehrmals Kamerateams zu Gast gehabt. Ungefähr so läuft dann ein typischer TV-Dreh ab. Ungefähr.

Laufen, laufen, laufen
Ich laufe die Sooneck runter. Ich laufe sie hoch. Ich gehe durch das Burgtor. Mehrmals. Ich trete an die Burgmauern und genieße die Aussicht. Wieder zurück. Und bitte!
Nochmal an die Mauer. Der Blick schweift in die Ferne. Nach links. Und nach rechts. Danke!
Jetzt dort die Treppe hoch. Und wieder runter. Tür aufschließen. Reingehen. Rauskommen.
“Establisher”, also “Einführer”, nennt man diese Aufnahmen im Fachjargon. Die sind zwar garantiert unnatürlich und immer nachgestellt. Aber der Zuschauer muss ja verstehen: ‘N Burgenblogger? Der ist auf ‘ner Burg.
Also zeig mal Burg. Mit Blogger.

Tippen, tippen, tippen
Burgenblogger. Burg.
Das hat der Zuschauer jetzt verstanden. Aber was macht denn ein Blogger? Gibt’s das im Internet? Kann man das essen? Müssen wir erklären. Also tippe ich auf dem Laptop rum. Dann öffne ich Webseiten. Und noch eine. Ich starre auf den einen Bildschirm. Dann auf den anderen.
Vielleicht mal was auf Facebook machen?
Na klar. (Was man als Blogger halt so macht.)

Hauptsache, es ist was mit Internet. Aber damit es auch wirklich jeder versteht, erkläre ich es sicherheitshalber noch mal vor der Kamera. Zeit für einen “situativen O-Ton”: Erst was tippern. Dann dynamisch zur Kamera drehen.
Frage: Was macht denn ein “Burgenblogger”?.
Also: Ein Burgenblogger, der…

Film den Film im Film im Film
Ach, der Burgenblogger macht auch richtige Videos? Und er hat sogar professionelles Kameraequipment? Dabei filmen diese Internetmenschen doch sonst immer alles mit ihrer elektrischen Zahnbürste. Das muss der Zuschauer sehen, das ist doch was Besonderes. Also: Kamera an. Kamera aus.
Kannst du das grad nochmal…?
Kamera an. Ich filme. Mich. Dabei filmt eine andere Kamera. Nicht mich. Sondern meine Kamera. Genauer gesagt: Das Display meiner Kamera, auf dem man sieht, wie ich vor der Kamera sitze. Also vor meiner Kamera. Im Hintergrund: Der Screen meines Laptops. Dort: Ein Video aus dem Netz von mir, vor dem Laptop sitzend. Also: Eine Kamera filmt das Display meiner Kamera, die filmt, wie ich vor dem Display meines Laptops sitze, auf dem ein Bild von mir ist, wie ich vor dem Laptop sitze. Hilfe, Endlosschleife!

Reden, reden, reden
Zeit fürs Interview. Dafür noch mal raus auf die Burg. Ob ich mich hier hinstellen könnte? Schon, da habe ich aber auch für den SWR gestanden.
Oh! Dann besser hier?
Aber klar.

Fragen: Und du lebst richtig auf der Burg? – Ja, tue ich.
Allein auf der Burg, hat man da Angst? – Nein, hat man nicht.
Wie finden denn die Leute am Mittelrhein das Projekt? – Gut.
Wie ist denn so dein Alltag? – Aufstehen. Essen. Bloggen. Schlafen. Repeat.
Gibt es hier auch Dinge, die dir negativ auffallen? – Klar, die gibt es. OK, danke, dann haben wir ja auch schon alles.

Drehen. Drehen. Durchdrehen.
Moment! Der Burgenblogger lebt auf der Burg. Hat das der Zuschauer auch wirklich verstanden? Lass mal was Wohnmäßiges machen. Könntest du was kochen?
Äh, so was wie Nudeln? Jetzt!?
Nein, aber vielleicht ein paar Eier kochen und ein Brot schmieren?
OK, aber… Kommt das wirklich in den Beitrag? Wie lang wird der denn?

Oh, du ziehst dir Schuhe an? Moment, das nehmen wir mit.
Wie ich mir die Schuhe anziehe?

Egal, was tut man nicht alles. Solange ich nicht aus der Dusche kommen muss…

Vergesst es!
Haben wir dann alles? Ja, haben wir. Drehschluss!

Zugegeben, das war jetzt ein bisschen übertrieben dargestellt. So funktioniert TV halt. Das mit dem Kochen und den Schuhen wurde aber tatsächlich gedreht ;) Ich hatte aber sehr viel Spaß mit den Kamerateams und bin froh, dass über das Burgenblog berichtet wird. Hier sind die Beiträge noch mal zum Anschauen. Welcher gefällt euch am besten? Schreibt gerne einen Kommentar dazu.

Der Beitrag aus der SWR-Landesschau. Fand es sehr schön, dass die Kollegen sich Zeit genommen haben und noch mit draußen auf Recherche waren, trotz übelstem Mistwetter.


Hier ist der Sat.1-Beitrag aus der Sendung „17.30 live“. Da sind ein paar sehr schöne und originelle Kameraperspektiven drin. Ist auch flott geschnitten.


Es gab noch einen Bericht von TV Mittelrhein. Der längste Beitrag von allen lässt mich viel zu Wort kommen und erzählt auch ein wenig was zur Burggeschichte.

5 Kommentare

  • Mac says:

    „Oberes Weltkulturerbe Mittelrheintal“ :-) 2:28

    Aber sonst ganz nett gemacht. Vermisse aber die Menschen dort. Bisher ist es auch noch etwas viel „Moritz-Show“ …

    • Moritz Meyer says:

      Was „Show“ ist und wie viel davon zu viel ist, ist sicher immer Geschmackssache. Hier zwei Leseempfehlungen zum Thema „Menschen“: Gerd Kesten, der Kirschenpapst von Kestert.
      Das vegane Restaurant in Boppard.
      Ich versuche grundsätzlich, einen Mix aus persönlichen Geschichten, Porträts, Reportagen und Diskussionsbeiträgen dabei zu haben. Nicht alles ist für alle interessant, das entscheidet der persönliche Geschmack. Ich werde aber versuchen, dem Berliner Publikum demnächst mal wieder etwas „menschelndes“ zu bringen ;)

    • Mac says:

      Besuch mal Frau Saueressig in Niederheimbach und grüße sie von mir. Vielelicht mal ein Interview mit Herrn Collerius. Beide haben tolle Geschichten zu erzählen.

  • Like für beide TV Beiträge. Und den Bericht. Jetzt fehlt noch etwas scripted reality, wie die Prinzessin im Burgturm vor dem Drachen retten, oder die Katze vom Dach :)

  • G.Schmidt says:

    Genauso geht’s ??! Wurde denn nicht ganz am Anfang das Hinweisschild zur Burg angeschwenkt ? Oder Schwenk vom Rheintal auf die Burg ? Auch sehr beliebt unter „kreativen “ Jungredakteuren . Ewig das gleiche , ich verstehe gar nicht , wieso man in den Job noch will. Es sei denn , man ist festangestellt.?