Vor kurzem hatte ich mich darüber amüsiert, dass in Sankt Goar Hofbräuhauspullover als Souvenirs verkauft werden. Hinter der Satire steckte die Frage, wo denn die coolen Mittelrheinsouvenirs sind. Nun, es gibt sie durchaus. Als ich am Wochenende zum Sommerfest in Koblenz war, traf ich dort einen Mann, der eine gute Vorstellung davon hat, wie man die Region auch mal anders präsentieren kann. Dabei ist seine Idee schon mehr als 16 Jahre alt.
Durch meine Weinaktion für das Flüchtlingscafé Oberwesel bin ich mit dem Weingut Lithos in Kontakt gekommen. Gerade ein Jahr alt, ist es eines der jüngsten Weingüter am Mittelrhein. Christian und Kristina Theodoropoulos haben mir erzählt, warum sie ausgerechnet in diese Region gezogen sind, wie Christian in die Fußstapfen des Großvaters getreten ist und welche Widerstände man als junger Winzer so überwinden muss.
Nach meinem Besuch im Café Global in Oberwesel hatte ich den Wunsch, den Menschen dort zu helfen. Meine Idee: Ich sammele den besten besten Wein vom Mittelrhein und versteigere ihn am Ende meiner Zeit als Burgenblogger. Der Erlös kommt dem Flüchtlingscafé in Oberwesel zu Gute. In diesem Video erkläre ich die Aktion noch einmal.
Selten hatte ich das Gefühl, offenere Türen einzurennen, als im Hotel Bellevue in Boppard. Es dauert nicht mal eine Minute bis Inhaberin Doris Gawel vor mir steht, nachdem ich mich an der Rezeption als Burgenblogger vorgestellt habe. “Es freut mich, dass sie endlich hier sind”, begrüßt sie mich, als hätten wir uns schon vor Wochen verabredet. Dabei bin ich ganz spontan nach Boppard gefahren, nachdem ich herausgefunden hatte, dass sich das Bellevue in einem Punkt von allen anderen Hotels am Mittelrhein unterscheidet.
Genauso habe ich mir das gewünscht. Genauso hätte ich es nie erwartet. Aber genau das macht mir manchmal zu schaffen. Jetzt habe ich das Mittelrheintal mal übers Wochenende verlassen (Frevel, ausgerechnet am Welterbetag!) und war in Hamburg beim Reporterforum (manche nennen es Arbeit, ich nenne es Flucht nach vorne).
Aus der Ferne sind mir zwei Sachen aufgefallen: Es ist wirklich erstaunlich, dass hier im Mittelrheintal in so kurzer Zeit so viele Menschen angefangen haben sich in die Debatte einzuklinken. Dieses Tal scheint danach zu dürsten eine Plattform zu finden. Und: Ich muss mir neue Wege suchen, mit den Rückmeldungen meiner Leserschaft umzugehen. Ich will meine Leser ernst nehmen, sie an meiner Lokalberichterstattung beteiligen. Ich will die vielen guten Vorschläge nicht versanden lassen. Aber ich will auch kein Burgenburnout bekommen. Deshalb habe ich beschlossen, heute mal ganz offen davon zu erzählen, wie ich gerade meinen Alltag erlebe.
Die Pfalzgrafenstein, die kennt jeder von der Postkarte. Es ist die alte Zollburg, die mitten im Rhein liegt. Bei Hochwasser unerreichbar. Dieses Jahr wird zum ersten Mal der Welterbetag auch hier begangen. Eine Künstlerin stellt ihre Skulpturen in dem alten Gemäuer aus. Und wenn am Sonntag im ganzen Mittelrheintal überall Veranstaltungen stattfinden, wird Fährmann Kimpel gut zu tun haben, die Besucher auf die kleine Insel überzusetzen. Wenn man einmal da ist, sitzt man in der Patsche: Hier gibt es kein Internet und keine Toiletten. Aber dafür jetzt tolle Kunst.
Seit dem #Siffgate ist dieser bescheidene Burgenblog ja plötzlich auf dem Radar ganz Rheinland-Pfalz’ (Yeah, noch ein Deppenapostroph). Das merke ich zum Beispiel daran, dass sich neuerdings sogar die stellvertretende Ministerpräsidentin Eveline Lemke eine halbe Stunde Zeit nimmt, um mit mir persönlich zu sprechen. Das freut mich. Nachdem ich mir nun sicher sein kann, dass die Junge Union meinen Blog „cool“ findet, ist es Zeit für eine Zumutung. Deshalb die Frage: Wie cool ist’s hier eigentlich? Alle reden vom Silicon Valley, warum nicht mal vom Middle Rhine Valley? Ich glaube: Weil keiner mehr da ist. Es gibt hier neben den Alteingesessenen zwar noch Schüler und einige junge Familien. Aber meine Generation zwischen 20 und 30 flieht systematisch das Tal.