Schweiß und Schwindel – Durch den Oberweseler Ölsberg

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Markante Wegpunkte auf dem Ölsberg.

Als Burgenblogger bin ich sehr viel mit meinem Opel Cabrio unterwegs. Das ist grade bei schönem Wetter eine tolle Sache. Da aber Sitzen das neue Rauchen ist, muss ab und zu auch mal Bewegung sein. Zum Beispiel bei einer Wandertour durch den Ölsbergsteig bei Oberwesel. Da kommt man nicht nur ins Schwitzen. Sondern kriegt auch einen Eindruck von der Knochenarbeit des Steillagenweinbaus.

Dieses Warnschild sollte man ernstnehmen. Sich aber nicht abschrecken lassen.
Dieses Warnschild sollte man ernstnehmen. Sich aber nicht abschrecken lassen.

Das Schild am Beginn des Ölsbergsteigs ist so vielversprechend wie Respekt einflössend. Betreten auf eigene Gefahr! Trittsicherheit wird gefordert. Und Schwindelfreiheit. Meine Begleiterin guckt mich an. Insbesondere das letzte Kriterium lässt sie zweifeln, ob das Unterfangen “Ölsberg” wirklich eine gute Idee war. Ich versuche sie zu beruhigen: Wir sind hier ja nicht in den Alpen, wo es hunderte Meter steil abwärts geht. Außerdem bringe ich das schlagendste aller Totschlagargumente: Jetzt sind wir schon mal hier. Also los.

Gestartet haben wir unsere Tour gut eine Stunde zuvor am Parkplatz der Schönburg, quasi auf dem Dach von Oberwesel. Von dort geht es erstmal hinab in Richtung Ort. Bereits dieser Abstieg erfordert unsere Trittsicherheit. Der verschlungene Elfenlay-Pfad ist steil, felsig, kantig. Wer auf Nummer sicher gehen will, packt ein paar Wanderstöcke ein. Einfache Daumenregel: Wer es hier heil runterschafft, kommt auch unbeschadet durch den Ölsberg. Einfacher wird es in Oberwesel, wo wir der Beschilderung des Rheinburgenwegs durch den Ort folgen können. Unser eigentliches Ziel ist ein Teilabschnitt dieses Wanderwegs, der linksrheinisch durchs ganze Mittelrheintal führt.

In Oberwesel selber bietet sich natürlich die Gelegenheit, noch mal die Akkus aufzuladen und in einem der Cafés oder Restaurants im Ort einzukehren. Wir haben uns einen Rucksack gepackt und können unseren Marsch ohne Pause fortsetzen. Insgesamt benötigt man von der Schönburg bis zum eigentlichen Ölsbergsteig 45 bis 60 Minuten. Wir haben uns einen schwülen Sommertag für unsere Tour ausgesucht und sind schon kräftig ins Schwitzen gekommen. Dabei ging es fast nur bergab.

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Blick rheinaufwärts vom Ölsberg aus.

Das ändert sich schnell, als wir die Weinlagen betreten. Also, das mit dem bergab. Nicht mit dem Schwitzen. Schwierigkeiten gibt es im ersten Drittel des Ölsbergsteigs keine, der Schotterweg durch die Weinterrassen ist gut befestigt. Wer diesen Weg nimmt, “erfährt, welche Strapazen die Winzerinnen und Winzer seit Jahrhunderten auf sich nehmen, um in diesen Steillagen Weinbau zu betreiben”, heißt es in einer Beschreibung des Wanderwegs auf der Webseite von Oberwesel. Bis zu 60 Prozent neigen sich die Hänge des Ölsbergs, deren säurearme, lehmbesetzte Schieferfelsen sehr erfrischende Rieslinge hervorbringen. Wer hier regelmäßig rauf und runter muss, hat jedenfalls keine Konditionsprobleme mehr.

Eine gewisse Fitness sollte man also schon mitbringen, wenn man den 1,3 Kilometer kurzen Steig inklusive Rundweg bewältigen will. Erst recht, wenn man die anspruchsvolleren Passagen meistern möchte. Die erreichen wir gut eine halbe Stunde nach dem Einstieg in den Berg. In den Felswänden hangeln wir uns an den extra angebrachten Kletterhilfen entlang. Nun gilt es, die eingangs geforderte Trittsicherheit unter Beweis zu stellen. Die Schwindelfreiheit wird aber nicht wirklich auf die Probe gestellt. So steil ist es am Mittelrhein dann doch nicht. Ich denke, dass dieser Abschnitt auch mit kletterfreudigen Kindern gut zu schaffen ist.

Der Tritt sollte sicher sein. Schwindel stellt sich nur bei absolut Höhenkranken ein.
Der Tritt sollte sicher sein. Schwindel stellt sich nur bei absolut Höhenkranken ein.

Was mir gut gefällt an der Tour: Sie ist sehr abwechslungsreich. Auf unserem Weg passieren wir ein Gittertor. Es hält eine kleine Herde Burenziegen im Zaum, die an vielen Stellen am Mittelrhein eingesetzt werden, um die Hänge von Büschen frei zu halten. Wir haben heute leider kein Glück und bekommen die tierischen Landschaftsgärtner nicht zu Gesicht. Stattdessen erfreuen wir uns an den vielen großartigen Aussichtspunkten auf dem Weg, die nicht nur tolle Blicke über Oberwesel und das Rheintal sondern auch genügend Rastmöglichkeiten bieten. Dazu kommen markante Wegpunkte: An einer Stelle kreuzt ein kleiner Bachlauf den Weg, an anderer Stelle steigen wir durch einen Baum, der wie ein Tor um den Weg herum gewachsen ist.

Oben an der Hangkante angekommen, können Wanderer dem Rheinburgenweg in Richtung Urbar und Maria Ruh folgen. Wir wollen aber zurück in Richtung Schönburg, die von hier schon ziemlich klein aussieht. Sind wir tatsächlich so weit gelaufen? Wir erleichtern den Rucksack um unseren letzten Proviant und gehen gestärkt den Rückweg an. Der führt uns nun obenrum über den Ölsberg und am sehenswerten Günderodehaus vorbei. Nach fast vier Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an der Schönburg an. 

Insgesamt ist der Ölsbergsteig ein abwechslungsreicher und durchaus sportlicher Wanderweg. Von den am Anfang beschrieben Gefahren sollte man sich nicht zu sehr schrecken lassen. Die Warnhinweise haben ihre Berechtigung. Große Schwierigkeiten erwarten einen unterwegs jedenfalls nicht. Man schafft die hier beschriebene Tour ohne Probleme an einem halben Tag. Weine aus dem Ölsberg bekommt man zum Beispiel beim Weingut Kauer in Bacharach oder bei (edit: 18.8.) Lanius-Knab, mit zwei Hektar das größte Weingut am Oelsberg. Weine aus dem benachbarten Bolzberg gibt es bei den Philipps-Brüdern in deren Vinothek gegenüber der Loreley.

Fotos: Anna Pfau

Ein Kommentar

  • Nun „Burgenblogger“ und Begleiterin ,das habt ihr gut gemacht.Frueher hab ich auch viel in den Weinbergen gearbeitet,habs schoen gefunden und hat mir Spass gemacht.Doch nun kann ich das vergessen und sagen fuer mich es war einmal,lach.
    Es gruesst Maria Schmelzeisen.