Ganz chillig hier – Meine ersten Eindrücke von Rüdesheim bei Tag

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Ab in die Drosselgass'.

Das Image von Rüdesheim ist nicht das allerbeste. Das Drosselgassenklischee hat auch mich schon zu der ein oder anderen unbedachten Formulierung über Rüdesheim verleitet. Ziemlich unfair von mir, schließlich war ich selber noch gar nicht dort gewesen. Bis jetzt. Hier sind meine ersten Eindrücke von Rüdesheim bei Tag.

Meinem Besuch vorausgegangen war ein zunächst etwas angesäuerter E-Mail-Verkehr zwischen Rolf Wölfert, dem Chef der Rüdesheimer Touristinformation und mir. Mein Bericht über die Oldtimer-Tour war in der WAZ erschienen. Der darin enthaltene Halbsatz über die sprachlichen Fähigkeiten des typischen Rüdesheim-Touristen hatte Herrn Wölfert (verständlicherweise) nicht gefallen. War ja auch etwas zugespitzt, zugegeben. Seine Reaktion fand ich aber sehr gut: Er lud mich ein, mir selbst einen Eindruck vom Ort zu verschaffen. Das habe ich natürlich getan. Hier sind die drei Dinge, die mir bei meinem ersten Besuch aufgefallen sind.

  1. Dieter Lochschmidt unterhält Gäste aus aller Welt mit seiner Musik.
    Dieter Lochschmidt unterhält Gäste aus aller Welt mit seiner Musik.

    Internationales Flair. Touristen aus Asien, USA, UK und dem Rest der Welt trifft man überall am Mittelrhein. Aber nirgendwo so geballt wie in Rüdesheim. Egal, ob man am Rheinufer, in der Drosselgasse oder oben am Niederwalddenkmal ist: Es ist ein Potpourri der Kulturen. Herrlich! Auf den Punkt bringt das Dieter Lochschmidt, den ich mit seinem Akkordeon beim “Lindenwirt” treffe. Der Volksmusikant sagt: “Hier trifft man die ganze Welt. Wer will, kann in Rüdesheim jeden Tag internationale Freundschaften schließen.”

  2. Kühle Erdbeerbowle gefällig?
    Erfrischend: Hier gibt es Erdbeerbowle statt Asbach.

    Lässigkeit. Ich hätte es nicht erwartet: Aber an einem lauen Freitagnachmittag im Juli, von der Sonne auf angenehme 26 Grad erwärmt, ist es echt chillig hier. Keine Spur von „Asbacherisierung“. Und von Obszönitäten erst recht nicht. Ich bin überrascht, wie gut es viele Lokale schaffen, urige, deutsche Gemütlichkeit mit moderner Atmosphäre zu vereinen. Statt dunkler Schankwirtschaften finde ich helle, freundliche Biergärten, die tatsächlich sehr einladend aussehen. Dazu kommen ein paar nette Details: An einem Fenster wird zum Beispiel erfrischende Erdbeerbowle „to-go“ für einen Euro verkauft. Und wem die Akkordeonpolka von Dieter Lochschmidt zu viel des Guten ist, trifft eine Ecke weiter einen Gitarrenspieler mit seiner kroatischen Sängerin, die “Hotel California” singen. Einfach so, Straßenmusik halt. Hier kann man es tatsächlich aushalten.

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    Frohes Fest: In Rüdesheim ist jeden Tag Weihnachten.

    Weihnachten das ganze Jahr. Gut, ein paar Dinge sorgen dann doch für Kopfschütteln. Aber der “Käthe Wohlfahrt”-Shop ist wohl unvermeidlich. Wenn die Japaner unbedingt ihren Nussknacker kaufen wollen, sollen sie es halt machen; Frohes Fest. Wie viele Deutsche bringen sich wohl aus New York einen texanischen Cowboy-Hut mit? So funktioniert Tourismus halt. Wenn die Rüdesheimer mit ihren Kuckucksuhren und bayerischen Filzhüten gut verdienen, so be it. Und deutsche Touristen haben wenigstens was zu lachen.

 

Das waren meine ersten Eindrücke von Rüdesheim bei Tag. Fehlt noch “das andere Rüdesheim”: Was geht an einem Samstagabend in der Drosselgasse wirklich? Der Bericht wird noch kommen, versprochen. Schreibt mir bis dahin doch mal in die Kommentare, was ihr von Rüdesheim denkt. Gibt es Dinge, die ihr ganz furchtbar findet? Habt ihr Geheimtipps? Ich bin gespannt.

9 Kommentare

  • L.e.o. says:

    Wie auch immer. Rüdesheim bleibt verbunden mit der drosselgasse und das ist gut so. Wieviele Ehen da wohl entstanden sind?

  • Dirk Mennemann says:

    Guten Morgen Moritz,
    Rüdesheim ist so viel mehr als die Drosselgasse und die Altstadt. Man kann soviel erleben möchte man alleine mal mit sich sein so kann man sehr lange Spaziergänge in den Weinbergen machen wo man kaum auf andere trifft und einfach mal seine Gedanken nachhängen kann. Sucht man die Geselligkeit dann hat man die Möglichkeit in den Strausswirtschaften unter die Leute zu kommen.
    Wenn man schon mal beim Niederwalddenkmal ist sollte man noch weiter gehen bis zum Jagdschloss. Auf der Strecke kann man dann noch die künstliche Ruine Rossel sehen und die Zauberhöhle. Wenn man mutig ist geht man einmal auch durch. Es ist stockfinster darin aber der Ausblick am anderen Ende lohnt sich.
    Eine andere schöne Tour ist von Rüdesheim nach Assmannshausen zu wandern über die Ruine Ehrenfels. Entweder fährt man mit dem Schiff zurück oder läuft von dort hoch zum Niederwald und wieder zurück nach Rüdesheim.
    Was sich auch lohnt ist mal abseits von der Drosselgasse in den kleinen Strausswirtschaften zu gehen dort trifft man auch auf Einheimische.
    Und wer überhaupt nicht auf den Trubel steht der kann sich auch gut in den anderen Stadtteilen wie Aulhause oder Presberg erholen.
    Ich kenne Rüdesheim wie meine Westentasche da meine Mutter daher kommt wir jedes Jahr dort im Urlaub bei meinen Großeltern waren.
    Ich hoffe es vermittelt etwas wie ich am Anfang schrieb Rüdesheim ist so viel mehr als nur die Drosselgasse. Wer Rüdesheim wirklich kennenlernen will muss auch weit abseits mal gucken und schauen.

    • Moritz Meyer says:

      Hallo Dirk, danke für die Tipps. Die so genannte „Romantiktour“ über Denkmal, Zauberhöhle, Assmanshausen, Burg Rheinstein und wieder zurück werde ich noch machen.

    • Mona Jung says:

      Dem kann ich mich nur anschließen. Die Romantiktour ist schön, aber gehört zum touristischen Rüdesheim.

  • Ganz NEU das Restaurant „Am Niederwald“ im Besucherzentrum. Direkt neben der Bergstation der Seilbahn. Mehr als ein Ausflugslokal würde ich sagen.

  • Ilona says:

    Wir waren vor einigen Wochen mit Besuch dort. Sind mit der Sesselbahn hoch zum Niederwalddenkmal gefahren, es war wie ein schöner Urlaubstag. Unserem Besuch hat es gut gefallen. Den Gitarre spielerisch und die Sängerin fanden wir richtig gut, standen eine ganze Zeit lang dort und haben zugehört und natürlich auch ein Trinkgeld gegeben!

  • Mona Jung says:

    Hallo Moritz,
    Geh doch mal ins Gnoom ! Mitten im Touristeneck, aber doch ganz anders.